Bergrettungsdienst


Bergrettungsdienst


Aufbau und Entwicklung


Der Anfang

Der starke Anstieg an Bergsteigern, die sich um die Wende zum 20. Jahrhundert auf die Ultner Berge begaben, veranlasste die Sektion Meran des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins bereits im Jahre 1903 eine Rettungsstation in St. Pankraz zu errichten, die erste im Tal. Im „Burggräfler“ jenes Jahres ist Folgendes zu lesen: „St. Pankraz, 7. Juli: Über Veranlassung der Sektion Meran des D.u.Ö.A.V. hat sich in St. Pankraz für Ulten eine Rettungsstation der alpinen Rettungsgesellschaft gebildet. 1 Verbandskasten und 1 Tragbahre sind im Widum aufbewahrt. Je 1 Meldestation in St. Gertraud und St. Walburg.“ Diese Einrichtung wurde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges geführt, dann in der Zwischenkriegszeit aber völlig aufgelassen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bergrettungsdienste allmählich wieder aufgebaut. Im Mai 1958 wurde in St. Walburg die AVS-Sektion Ulten gegründet, welche die gesamte Talschaft und somit alle vier Dörfer umfasste. Noch im gleichen Jahr nahmen einige der späteren Gründungsmitglieder des Bergrettungsdienstes (BRD) an Ausbildungslehrgängen in Österreich und Südtirol teil. Am 13. Juni 1959 wurde die Rettungsstelle Ulten von fünf begeisterten Bergsteigern (Karl Schwienbacher, Karl Lösch, Josef Santer, Walter Zöschg und Walter Verdorfer) aus allen vier Dörfern des Tales ins Leben gerufen. Als Leiter der Rettungsstelle Ulten wurde Karl Schwienbacher (Christele-Karl) aus St. Walburg gewählt. Das erste Gerätelokal wurde im Stadel des Gasthofes Eggwirt mit Geräten eingerichtet, die zum Großteil Privateigentum der Mitglieder waren. Bereits ein Jahr darauf gab es den ersten Führungswechsel in der Rettungsstelle: Karl Lösch (Zum Oberen Hof) in St. Nikolaus übernahm die Leitung. Die ersten Einsätze waren zu verzeichnen und dementsprechend wurden Übungen durchgeführt. Als sich 1960 die Ortsstelle Innerulten und 1962 St. Pankraz von der AVS-Sektion Ulten absplitterten, blieb die Rettungsstelle auch weiterhin eine Einheit.

BRD- Übung: v.l. Karl Lösch (Oberhofer-Karl), Josef Holzner (Holzner-Sepp), Oswald Gruber (Bäckn-Oswald), in der Trage Karl Schwienbacher (Christele-Karl), Walter Verdorfer (Losboch-Walter)
RD- Übung, Eggenspitzferner: v.l. Karl Schwienbacher (Christele-Karl), Walter Zöschg (Angerer-Walter), Josef Santer (Stoffele-Sepp)

 

Entwicklung

 

Im Jahre 1967 wurde Markus Kaserer (Raffein-Mark), ein hoffnungsvoller Bergführer-Anwärter, zum BRD-Führer bestellt. Ihm folgten 1972 Alois Schwienbacher (Schmied-Luis) und 1974 Josef Santer (Stoffele-Maurer). Unter ihrer Leitung wurden die Hubschrauber-Landeplätze am Fuße des Eggenspitzes, des Zufritts und unterhalb des Hasenohrs errichtet, das Gipfelkreuz auf der Hintern Eggenspitz aufgestellt sowie das Gerätelokal vom Eggwirtsstadel zunächst in ein Privathaus und später in das Kindergartengebäude verlegt. Auch wurden neben den Übungen und Einsätzen verschiedene Aktivitäten durchgeführt. So wurde im August 1974 die Fertigstellung des Hubschrauber-Landeplatzes unterhalb des Hasenohrs und dessen Markierung vorgenommen. Mitte der siebziger Jahre kam die Tätigkeit der Rettungsstelle, bedingt durch das Ausscheiden mehrerer Mitglieder sowie das Auftreten verschiedener Probleme, fast zum Erliegen.

 

Neuanfang

Im Jahre 1978 wurde die Rettungsstelle neu formiert. Junge Bergsteiger aus allen drei AVS-Sektionen des Tales schlossen sich wieder zusammen, bestellten eine neue Leitung und die Führung wurde Wilhelm Schönegger (Mesner-Willy) aus St. Walburg übertragen. Ein neues, gediegenes Gerätelokal, im Haus der Berta Breitenberger, wurde eingerichtet, die Tätigkeit intensiviert und nach den neuesten Erkenntnissen ausgerichtet. Einsätze und Übungen nahmen stark zu. 1983 übernahm Adolf Egger (Rädermacher-Adolf) die Leitung der nunmehr sehr aktiven BRD-Stelle Ulten. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche neue Rettungsgeräte angekauft, mit ebenfalls neuwertigen Geräten das Notrufsystem im ganzen Tal eingerichtet und die gesamte Tätigkeit der Rettungsstelle auf eine gediegene Grundlage gebracht: jederzeit bereit und entsprechend ausgerüstet, jene Maßnahmen zu treffen, um den in den Bergen verunglückten oder plötzlich erkrankten Menschen nach bester Möglichkeit zu helfen und deren Leben zu retten. Im Jahre 1992 übernahm Friedrich Thaler (Manner-Friedl) die Leitung der Bergrettungsstelle. Er ist seit nunmehr 16 Jahren in seinem Amt. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Tätigkeiten durchgeführt. So wurde unter anderem Anfang der 1990er-Jahre der Umzug vom alten BRD-Lokal in das neue vollzogen, unter ein Dach zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Weißen Kreuz. Im Rahmen der 40-Jahr-Feier im Jahre 1999 wurden die Gründungsmitglieder des Bergrettungsdienstes Ulten zu Ehrenmitgliedern ernannt. Man ist stets bemüht, die Einsatzmethoden- und -taktik auf den neuesten Stand zu bringen, das Funksystem zu verfeinern und die Mitglieder ständig weiterzubilden. In Zukunft wird es wieder einige größere Neuerungen geben; so den Ankauf eines Einsatzfahrzeuges und die Errichtung eines neuen Hubschrauber-Landeplatzes in St. Walburg nahe dem Stausee.

6. März 1960, BRD-Übung, Orggenwies: v.l. Walter Zöschg (Angerer-Walter), Karl Lösch (Oberhofer-Karl) Karl Schwienbacher (Christele-Karl), Erwin Huber, Josef Santer (Stoffele-Sepp), Walter Verdorfer (Loosboch- Walter)

 

 


Einsätze

Erster BRD-Einsatz, 24.12.1959

 

Am 24. Dezember1959 um 11:00 Uhr wurde die BRD-Stelle Ulten verständigt, dass Josef Schweigl, Vorstand der Sektion Ulten, westlich der Laugenspitze zwischen Gampen und Kalchegg von einer kleinen Schneelawine erfasst und in Not geraten ist. Die Rettungsmannschaft bestand aus Karl Lösch (Oberhof), Walter Verdorfer (Losboch-Walter), Walter Zöschg (Angerer-Walter), Erwin Huber, Karl Schwienbacher (Christele-Karl) und 15 weitere Personen der Sektion Ulten. Die Männer eilten zu Fuß von St. Walburg, teils auch von St. Pankraz und St. Nikolaus zur Unglücksstelle. Die Rettungsmänner trafen sich am Maraunberg und sind durch die Schneemassen, nur teilweise angemessen ausgerüstet, zur Unglücksstelle hochgegangen. Das Carabinierekommando von St. Pankraz stellte spontan ein sogenanntes Rettungsschifflein zur Verfügung. Um 16:30 Uhr haben die ersten drei Männer die Unglücksstelle erreicht, den Verunglückten, der einen Oberschenkelbruch erlitten hatte, geborgen und innerhalb 5 Stunden zu Tale gebracht. Die unmittelbare Bergung war wegen des Schneerutsches sehr gefährlich. Dabei sind zwei Rettungsleute mit dem Verletzten in den ersten Bergungsminuten von einem in Bewegung gekommenen Schneekeil ungefähr 14 Meter mitgetragen worden, konnten sich jedoch befreien und die Rettungsaktion trotz akuter Lawinengefahr wieder fortsetzen. Der Verunglückte wurde ins Meraner- Krankenhaus gebracht. Mit Josef Schweigl waren noch dessen Vereinskollegen Karl Schwienbacher (Christele-Karl) und Hubert Gamper (Loser-Hubert) an der Skitour beteiligt. Ihnen ist nichts zugestoßen.

BRD- Übung Haselgrub: v.l. Walter Verdorfer (Losboch-Walter), Karl Lösch (Oberhofer-Karl), in der Trage Karl Schwienbacher (Christele-Karl), Oswald Gruber (Bäckn-Oswald), Josef Holzner (Holzner-Sepp)

 

Eine schwierige Bergung am Laugen

 

Am Herz-Jesu-Sonntag, den 12. Juni 1961, ereignete sich auf dem Laugen ein Unfall, bei dem der 21-jährige Oswald Gruber (Bäckn-Oswald) aus St. Pankraz schwer verletzt wurde. Oswald begab sich am genannten Tag mit einigen Bergkameraden auf den Laugen, um dort am Abend das Herz-Jesu-Feuer anzuzünden. Sehr ermüdet von der schweren Last, die alle mitschleppen mussten, erreichten sie den Spitz, mussten dann aber noch längere Zeit warten, bis es dunkel wurde. Als dann, nach Einbruch der Dunkelheit, das Feuer angezündet war und sich alle Beteiligten um dasselbe versammelten, rutschte Oswald aus und stürzte ungefähr 100 Meter in die Tiefe. Seine Kameraden machten sich unverzüglich auf die Suche nach dem Verunglückten und fanden ihn auch bald – er war bewusstlos. Sofort wurde die Rettungsaktion in die Wege geleitet. Die Dunkelheit und der starke Nebel, der inzwischen den ganzen Berg umhüllt hatte, erschwerten den Abtransport. So konnte der Bedauernswerte erst in den frühen Morgenstunden in das Meraner Krankenhaus eingeliefert werden, wo die Ärzte einen Schädelbasisbruch, eine Gehirnerschütterung und eine Schulterverletzung feststellten.

Oswald Gruber (Bäckn-Oswald), Person mit Helm unbekannt.