“Ich bin in St. Pankraz/Kalchgütl im Jahre 1943 geboren und auch dort aufgewachsen. Bereits in meinen Schuljahren durfte ich mit meinem Vater einige Bergtouren machen. Er hat mir damals einige wichtige Unterweisungen mit in mein noch junges Leben gegeben: Vorsicht am Berg, Aufklärung über Tiere und Pflanzenwelt aber auch über das Verhalten bei Blitz, Hagel, Schnee und sonstigen Wetterunbilden. Diese lehrreichen Hinweise gereichten mir später als Jugendführer sehr zum Vorteil. Im Jahre 1962 wurde ich Mitglied der AVS-Sektion Ulten. Meine Schulkameraden und ich bildeten bald eine aktive Jugendgruppe in St. Pankraz, unternahmen zahlreiche Bergtouren in Ulten und auch außerhalb.
Dann kam die Zeit, als wir fast alle zum Militärdienst eingezogen wurden, was für ungefähr 15 Monate unseren gemeinsamen Bergtouren ein Ende setzte. Als ich dann im März 1966 vom Militärdienst zurückkam, übernahm ich die Führung der Vereinsjugend, welche bis dahin Oswald De Bortoli betreut hatte. Nach dem so genannten „Congedo“ besuchte mich mein Schul- und Jahrgangskollege Oswald De Bortoli und legte mir die Bildung einer AVS-Jugendgruppe ans Herz: Ich sollte sie betreuen und führen. Dieser Vorschlag hat mich schon ein bisschen überrascht, aber ich fand ihn gar nicht so schlecht und habe mich daraufhin entschlossen, mit seiner Hilfe eine Jugendgruppe in
St. Pankraz aufzubauen. Oswald hat mit dem damaligen AVS-Landesjugendführer Helmut Rueb einen Termin in Meran vermittelt, um Unterlagen über Ausbildung, Lehrgänge, Singen und über richtiges Verhalten am Berg zu bekommen. Herr Rueb hat mir sehr viel Lehrmaterial mitgegeben und wünschte mir alles Gute beim Aufbau der Jugendgruppe.
Mit der Unterstützung von Oswald De Bortoli begann ich noch im April desselben Jahres Jugendliche für den Alpenverein anzuwerben, was mir dann eigentlich ganz gut gelungen ist. Bereits in den darauf folgenden Monaten konnte ich mit der neu gebildeten Jugendgruppe einige Wanderungen und leichte Gipfeltouren unternehmen, so auf den Laugen und den Kornigl. Der Anfang war somit geschafft.
Im Spätherbst bekam ich dann eine Einladung zur Jugendführer-Tagung auf dem Schlernbödele. Es waren unsere 18 bis 20 JugendführerInnen. Wir Neue wurden erst einmal eingeführt, in die Elite, wie sie es so nannten, und da wurde mit erst klar, dass dieses Amt kein Spaß sondern eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist. Uns wurde klar gemacht, dass wir jetzt für zwei Jahre Jugendanwärter seien und dann nach der Ausbildung und nach erfolgreicher Arbeit in der Jugendgruppe zu Jugendführer erklärt würden.
Ich ging nach einigen Tagen Schulung mit vielen neuen Ideen und Vorsätzen nach Hause und versuchte diese in den folgenden Jahren umzusetzen, was mir mit Hilfe meiner Vereinskameraden, so glaube ich, recht gut gelungen ist.
Im November 1968 wurde mir das Jugendführer-Abzeichen verliehen, für mich eine große Genugtuung. Nun begann meine Arbeit mit vielen Planungen und Vorbereitungen für die folgenden Jahre: Die Errichtung eines eigenen Jugendraumes, um Heim-, Bastel-, und Singabende und dergleichen abhalten zu können, Planung von Wanderungen und Bergtouren in Ulten und auch außerhalb.
In den Jahren von 1966 bis 1970 nahmen unsere Jugendmitglieder bei ver-
schiedenen Rodel- und Ski-Landesmeisterschaften und bei Sternfahrten teil.
Nach einigen Jahren der Aufbauarbeit hat sich unsere Jugendgruppe beinahe verdoppelt. Die Notwendigkeit eines Jugendraumes wurde immer dringender. Wir brachten unseren Wunsch der Gemeindeverwaltung und auch der Landesjugendführung vor. Nach Jahren des Hoffens und des Wartens wurde unser Traum im Jahr 1978 Wirklichkeit. Unsere Jugendarbeit bekam neuen Schwung.
In den vergangenen Jahren hatte ich einige gute JugendführerInnen und Helfer zur Seite bekommen: Jugendführer Matthias Preims, Cäzilia Thaler (Innerhillbrand-Cilli), Bernhard Thaler (Manner-Bernhard) Jugendhelfer Oswald De Bortoli, Heinrich Gruber (Bäckn-Heinrich) und Konrad Gruber (Bäckn-Konrad).
Mit Freude begannen wir im neuen Lokal unsere Heimabende: Basteln, Singen, Malen, Weihnachts- und Faschingsfeiern, auch die Rebschnur- und Anseiltechnik wurde den Jugendlichen gezeigt.
Margareth Hillebrand (Gremsn-Margret) hat uns beim Basteln, Singen und Vorbereitungsarbeiten sehr geholfen. Die Geschwister Mathilde, Matthias und Klaus Preims sowie Christa Schwienbacher (Ander-Christa) waren junge Bergfreunde, die wertvolle Arbeit geleistet haben, indem sie uns vor allem das Singen alter Volks- und Bergsteigerlieder beigebracht haben. Es war immer schön bei den Wanderungen, den Bergtouren, am Lagerfeuer oder bei den Heimabenden solche Lieder zu singen. In einer Jugendgruppe, in der nicht gesungen wird, fehlt ein sehr wichtiger Teil, denn das gemeinsame Singen hält eine Gruppe zusammen.
Ein ganz wichtiger Teil unserer Jugendarbeit war das Organisieren der Jugendzeltlager jeweils im August des Jahres.
1983 habe ich die Jugendführung nach 16-jähriger Betreuung an jüngere Kräfte übergeben: an die Jugendführer Matthias Preims, Bernhard Thaler, Cäzilia Thaler, Konrad Gruber und an den Jugendführer-Anwärter Andreas Fill.
Ich hoffe, nach all den Jahren meiner Vereinstätigkeit so manchem jungen Menschen „etwas“ vom Berg, von der Natur, der Umwelt und von der Bergsteiger-Kameradschaft mitgegeben zu haben – für den weiteren Lebenslauf ein kräftiges Berg Heil!”
Martin Hillebrand